Natur- und Kulturerbe im Dialog
Bergbau als Naturerbe?!
Die Geschichte, die Landschaft und die Menschen des Erzgebirges sind mitgeprägt vom ehemaligen Bergbau in der Region. Ohne das „Berggeschrey“ wäre unser Mittelgebirge mit dem rauen Klima nicht in diesem Maße besiedelt worden.
Der Bergbau ist eine Form der Landnutzung mit Licht und Schatten. Er hat in seiner Geschichte große Schäden hinterlassen, aber es sind auch wertvolle Lebensräume entstanden, die es sonst nicht gäbe.
Im Rahmen des Projekts soll eine Brücke zwischen dem Weltkulturerbe „Montanregion Erzgebirge“ und dem nicht weniger bedeutsamen Naturerbe der Region geschlagen werden. Kultur- und Naturerbe stehen im engen Zusammenhang und gegenseitiger Abhängigkeit. Durch das Projekt soll die Bedeutung des Naturerbes für die Naherholung, den Tourismus und die zukünftige Entwicklung der Region betont werden.
Bergbau und Naturschutz
Wie nachhaltig und naturverträglich war diese Landnutzung? Was lässt sich aus der Regionalgeschichte lernen und eventuell übernehmen für das Arbeiten, Wohnen und Leben in heutiger Zeit und in Zukunft, in der wir vor ganz neuen Herausforderungen stehen und unser Vorgehen in fast allen Bereichen auf mehr Nachhaltigkeit ausrichten müssen?
Historische Bergbauhalden haben sich mit Trockenrasen zu wichtigen Trittsteinbiotopen entwickelt. Ebenso sind Bergbaustollen für den Artenschutz bedeutsam, denn sie sind Rückzugsorte für Feuersalamander, Fledermaus und Co. Aber auch andere landschaftsprägende Biotope im Raum Schneeberg wie der Filzteich, der Floßgraben und eine Vielzahl von Teichen sind das Ergebnis des Bergbaus. All das gilt es zu bewahren.
Bergbau und Streuobstwiesen
Ein wenig bekannter Zusammenhang
Das Erzgebirge war aus klimatischen Gründen nie eine typische Obstbauregion. In unserer Gegend erfolgte der Obstanbau vorwiegend in Gärten und an Wegesrändern. Der Bergbau führte zu ungewöhnlich hohen Besiedlungsdichten und die vielen Menschen brauchten etwas zu essen. Der Eigenanbau nahm zu seinen Glanzzeiten Ausmaße an, die heute kaum noch vorstellbar sind und mit einer Menge an Wissen und Fertigkeiten über geeignete Sorten und deren Verwendung verbunden war.
Heute sind es eher die ökologischen Aspekte und Gesichtspunkte der gesunden Ernährung, die dem Obstbau in Hausgärten und auf Streuobstwiesen eine neue Bedeutung verleihen. Diese Form der nachhaltige Landnutzung findet wieder verstärkten Anklang bei Kindern, Jugendlichen, Erwachsen und Senioren. Deshalb macht es Sinn, sich mit der Geschichte des Obstbaus in der Region zu beschäftigen und das alte Wissen zu bewahren, zu nutzen und zu verbreiten, das sich dazu in alten Quellen finden lässt.
Bergbau und Wald
Gestern, heute und morgen
Das Westerzgebirge ist der waldreichste Landstrich Sachsens und der Wald und sein Hauptprodukt, das Holz, von hoher Bedeutung für die Entwicklung der Region. In keinem anderen Naturraum sind die Spuren des Bergbaus so sichtbar wie im Erzgebirgswald. Bergbau, Hammerwerke, Schmelzhütten etc. fraßen den Wald förmlich auf.
Der Oberberghauptmann Hans Carl von Carlowitz (1645-1714) prägte im Angesicht der massiven Übernutzung den Begriff der Nachhaltigkeit, also nicht mehr Holz zu entnehmen als die Natur produzieren kann. Die Bemühungen waren rein flächenmäßig erfolgreich, aber es entstanden anfällige Fichtenmonokulturen, die heute erfreulicherweise von der Forstwirtschaft in naturnahen, stabileren Mischwäldern umgebaut werden. Holz ist ein Rohstoff mit ungeheuer vielfältigen Verarbeitungs- und Verwendungsmöglichkeiten. Aber fast die gesamte Ernte unserer Wälder verlässt die Region. Auch mit dieser Thematik wird sich das Projekt beschäftigen.