Die Kreuzotter - Der "Giftzahn" des Erzgebirges im Aufwind?
Die Kreuzotter ist ein typischer Bewohner der besonnten Grenzlinien zwischen höherer Vegetation und offenen Lebensräumen. Ihre Lebensräume waren ursprünglich die Ränder lichter Hochmoore, sonnige Waldränder sowie Feuchtflächen und Freiflächen im Wald, wo liegendes Totholz und Baumstubben als Sonnenplatz und Tagesversteck vorhanden sind. Auch in Hohlräumen unter Steinen, im Moos oder in Erdlöchern verstecken sich die Schlangen. Seit die Landschaft durch uns Menschen geformt wurde, findet sie zudem in einer strukturreichen Kulturlandschaft ihren Platz: in Trockenmauern, sonnigen Hecken, mageren Wiesen und Weiden mit Lesesteinhaufen als Sonnenplätze und Gebüsch als schattige Verstecke. Kreuzottern brauchen ein Mosaik aus niedrigen und höherwüchsigen Pflanzen und offenen Flächen. Nur leider sind genau diese Lebensräume in den letzten Jahren immer mehr verloren gegangen. Magerwiesen wurden nicht mehr bewirtschaftet und sind verbuscht oder die Wiesennutzung wurde zu sehr intensiviert, Hecken und Steinrücken wurden zerstört oder werden kaum noch gepflegt, im Wald finden sich kaum totholzreiche Freiflächen. Wobei dort der Borkenkäfer nun vermehrt günstige Lebensräume schafft, zumindest aus Sicht der Kreuzotter. Lebensraumverlust ist jedoch nur ein Grund für den Rückgang der Kreuzotterbestände. Auch der dramatische Rückgang der Amphibien, auf die vor allem Jungtiere als Nahrung angewiesen sind, ist ein Problem. Darüber hinaus sterben bei ihren Wanderungen unzählige Schlangen im Straßenverkehr, der die Lebensräume zunehmend zerschneidet und auch den genetischen Austausch zwischen Populationen erschwert. Neben uns Menschen und unserer Form der Landnutzung zählen zu den Feinden der Kreuzotter auch Wildschwein, Marder, Fuchs und Bussard. Den Jungtieren kann sogar ein Igel gefährlich werden. Allerdings sind die mittlerweile sehr selten geworden.
Unschwer ist also zu erkennen, dass es die Kreuzotter nicht leicht hat in den heutigen Landschaften. Ein Überleben in den Agrarlandschaften ist nur denkbar, wenn sie sehr extensiv bewirtschaftet werden und reich an Strukturen wie abwechslungsreichen Hecken, Trockenmauern und Brachflächen sind. Aber auch geschlossene, dunkle Wälder kommen nicht in Frage, sondern sie müssen mit lichten Strukturen „aufgelockert“ sein.
Es verwundert also kaum, dass die Kreuzotter in Deutschland und Sachsen zu den stark gefährdeten Arten zählt. In nahezu allen Landschaftsräumen ist ein deutlicher Rückgang der Fundorte und der Häufigkeiten nachzuweisen.
Um die Kreuzotter zu unterstützen bietet es sich an, ihren Lebensraum durch die Anlage von Steinhaufen aufzuwerten und das ist auch der Hauptbestandteil der Schutzmaßnahmen, die durch den Landschaftspflegeverband in Kooperation mit Flächeneigentümern und Bewirtschaftern an ausgewählten Stellen durchgeführt werden. An zwei Standorten wurden die Maßnahmen schon umgesetzt:
Am Rand einer Stromtrasse von Zschorlau Richtung Auerhammer im Stadtwald von Schneeberg, der von Sachsenforst bewirtschaftet wird. Dort wurden Steinhaufen angelegt und zugleich durch das Aufhängen non Nistkästen etwas für die heimischen Fledermäuse getan durch Aufhängen von Nistkästen.
Auf dem Gelände der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), die vom Bundesforst betreut wird. der ehemaligen Panzerfahrbahn zwischen Hundshübel und Zschorlau und auf einer Fläche in der Nähe vom Filzteich Steinhäufen angelegt und alte Steinhalden entbuscht.
Die Steinhaufen können von Schlangen und Eidechsen als Sonnen- und Versteckplätze genutzt werden. Hebt man außerdem noch eine ca. 1 m tiefe Mulde aus und legt darin den Steinhaufen an, können die Schlangen darin eventuell sogar ihr Winterquartier finden. Auch durch die Entbuschung von zugewachsenen Blockhalden wird der Lebensraum der Kreuzotter aufgewertet.
Auch die Pflege von Hecken und Steinrücken oder die Instandsetzung bzw. Anlage von Teichen als Amphibienlebensraum können sinnvolle Artenschutzmaßnahmen für die Kreuzotter sein. Denn auch wenn man viel Glück haben muss, um eine Kreuzotter beobachten zu dürfen, wäre es doch sehr schade, wenn diese interessanten Tiere in unserer Landschaft keinen Platz mehr hätten.
Wie alle Reptilien sind Kreuzottern wechselwarm, das heißt, ihre Körpertemperatur passt sich der Umgebungstemperatur an. Aus diesem Grund brauchen diese tagaktiven Schlangen sowohl Sonnenplätze in ihrem Habitat als auch kühle, schattige Aufenthaltsmöglichkeiten. Das gilt sowohl über den Tag als auch über das Jahr hinweg. Am Morgen müssen Sie sozusagen erst einmal „auftauen“ und suchen sich dazu ein sonniges Plätzchen. Vor der allzu prallen Sonne müssen sie sich irgendwann in den Schatten flüchten. Um der Kälte im Winter zu entgehen, halten sie Winterschlaf und ziehen sich dafür ab Oktober/November in frostfreie Erdspalten oder Baumstümpfe zurück. Die wärmenden Sonnenstrahlen zur Schneeschmelze im April wecken sie aus diesem Schlaf und die Schlangen suchen sich Sonnenplätze, um wieder munter zu werden. Auf ausgewählten Paarungsplätzen treffen sich Schlangen beider Geschlechter und später nutzen die Weibchen diese Plätze auch als Kinderstube. Da Kreuzottern zur Paarung meistens an ihren Geburtsort zurückkehren, haben diese Orte eine enorme Bedeutung. Werden sie zerstört, ist das eine große Bedrohung für die lokale Kreuzotterpopulation. Leider sind diese Plätze kaum bekannt, so dass wir Menschen häufig nicht wissen, ob wir uns am schützenswerten Rendezvous-Platz befinden. Kreuzottern brüten ihre Eier im Körper aus, bzw. lassen sie von der Sonne ausbrüten, die wärmend auf ihren Körper scheint. Die 5-15 jungen Kreuzottern kommen dann lebend zur Welt und haben anfangs das Format eines Bleistifts. Allerdings wachsen sie enorm schnell. Da die Haut bei Kreuzottern nicht mitwächst, müssen sie diese immer wieder erneuern und die alte abstreifen. Vielleicht finden Sie ja auf einem aufmerksamen Frühlingsspaziergang ein solches Exemplar zwischen Heidekraut oder Heidelbeersträuchern.