Haselmaus

Aus die Maus? - Vom Schicksal einer unbekannten Schönheit

Die Frage im ersten Teil der Überschrift können wir Ihnen hinsichtlich der Haselmaus, von der ist nämlich hier die Rede, zum Glück mit „Nein“ beantworten, zumindest zur Zeit. Im Gegensatz zum verwandten Gartenschläfer, für den es unseres Wissens zur Zeit keinen aktuellen Nachweis in Sachsen und im Erzgebirge mehr gibt, müsste man die Frage wohl bejahen. Für ihn hat wohl das letzte Stündlein schon vor einiger Zeit geschlagen. Die andere verwandte Art bei uns, der Siebenschläfer, ist hingegen sogar in einem gewissen Aufwärtstrend. Der Bestand der Haselmaus in Sachsen scheint sich zu halten oder leicht rückläufig zu sein, schwankt aber auch von Jahr zu Jahr. Vorsicht ist aber geboten, denn es gibt nicht allzu viele Daten zu diesem versteckt lebenden Tierchen. Wie seine Zukunft aussieht, darüber kann man nur spekulieren. Vom geplanten Umbau der Monokulturen in naturnahe Wälder dürfte die „Maus“ durchaus begeistert sein, wie sich die zunehmenden Temperaturen und die Trockenheit auswirken, ist schwer zu sagen.

 

Da die Haselmaus fast ausschließlich in Europa vorkommt und sie durch ihre hohen Lebensraumansprüche  weiträumig gefährdet ist, wird sie in den EU-Mitgliedsstaaten im Anhang IV der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie gelistet und steht unter strengem Artenschutz.
Zur Verbesserung der schlechten Datengrundlage zu Haselmausvorkommen wurde 2004 „Die Große Nussjagd in Sachsen“ initiiert. Darüber hinaus sind viele Ehrenamtliche aus Naturschutzverbänden involviert, um Haselmausnachweise durch Nistkastenkontrollen zu erbringen.

In diesem Zusammenhang ist auch das Artenschutzprojekt des LPV Westerzgebirge zu sehen. Mit dem Schulhort Stützengrün wurden während einer Umweltbildungsveranstaltung Haselmausröhren aus Milchkartons gebastelt. Erstaunlicherweise werden diese aus Mangel an geeigneten Verstecken von Haselmäusen gerne für den Nestbau und als Tagschlafröhren genutzt. Diese Milchkartons wurden seit 2018 in geeignete Hecken und Waldrandstrukturen ausgebracht, um im Westerzgebirge weitere Nachweise zu erbringen. In einigen der damit ermittelten Haselmaus-Vorkommensgebiete wurden Nistkästen aus Holz für die Haselmäuse ausgebracht.

Aufbauend auf Artnachweisen im Westerzgebirge, Vogtland und Zwickauer Land soll in Zusammenarbeit mir den dort ansässigen Landschaftspflegeverbänden ein Biotopverbund hergestellt werden und die Habitate durch gezielte Heckenneuanlage, Heckensanierung und Waldrandgestaltung miteinander vernetzt werden.

Die Haselmaus, Tier des Jahres 2017,  ist die kleinste heimische Schlafmausart und gehört zur Familie der Bilche. Sie ist 6-9 cm lang, hat dichtes, rötlich braunes „Haar“, ist an Brust und Kehle gelblich weiß und besitzt einen buschig braunen Schwanz. Sie wird bis zu 5 Jahre alt und wiegt 15-35 g. Haselmäuse leben in unterholzreichen Laub(Misch)wäldern, aber auch in reinen Fichtenbeständen des Erzgebirges, an Waldrändern, in Hecken und in dichtem Gestrüpp mit möglichst vielen Beerensträuchern und einer artenreichen Krautschicht.

Der Familienname „Schlafmaus“ verrät schon, dass dieses possierliche Tier oft schlummert. Grundsätzlich halten Haselmäuse von Oktober bis April in einem Winternest am Boden Winterschlaf. Dabei passt sich ihre Körpertemperatur der Umgebung an und die Atemfrequenz verlangsamt sich auf 2-3 x pro Minute. Im April/ Mai erwachen die Haselmäuse mit einem Bärenhunger und stürzen sich auf frische Knospen, Blüten, Blätter, fressen Nektar, Früchte (v.a. Brombeere, Himbeere, Weißdorn), Insekten, Schnecken, Samen und Nüsse. Darüber hinaus schlafen sie tagsüber (Tagestorpor) in einem kugeligen, faustgroßen Nest aus Gras, Blättern und Moos mit seitlichem Eingang in Höhe von max. 2 m über dem Boden. Dazu nutzen sie Baumhöhlen, Rindentaschen, Astzwiesel, oder weben kugelige Nester aus Laub und Gras in Sträucher. In der Dämmerung erwachen sie und begeben sich auf Nahrungssuche. Dank ihres Körperbaus können sie hervorragend klettern und auf dünnsten Zweigen balancieren.
Von Mai bis September paaren sich Haselmäuse; nach einer Tragzeit von 3,5 Wochen werden 3-7 nackte, blinde Junge geboren und anschließend 5-7 Wochen gesäugt. Insgesamt werfen die Weibchen ein- bis zweimal im Jahr.

Zu den Hauptfeinden von Haselmäusen zählen Rotfuchs, Mauswiesel, Greifvögel und Eulen. Wird eine Haselmaus von einem Beutegreifer am Schwanz gepackt, kann sie diesen abstreifen und so dem Feind entkommen. Doch nicht nur die natürlichen Feinde gefährden den Bestand der Haselmäuse, auch die fehlende Vielfalt in monokulturellen Wirtschaftswäldern, Habitatzerstörung durch Rohstoffgewinnung, die Zerschneidung der Lebensräume durch Straßen sowie das Fehlen von Höhlenbäumen und beerenreicher Strauchvegetation.