Machbarkeitsstudie – Saatgutgewinnung aus Wiesendrusch im Westerzgebirge für das Ursprungsgebiet 8 "Erz- und Elbsandsteingebirge"
Der Berg-Mähwiesentyp ist im Mittelgebirge ein artenreiches Gut und bietet uns ein kostbares Reservoir an heimischen Pflanzenarten. Charakteristische Arten, die für das Erzgebirge sprechen wie Bärwurz, Wiesenknöterich, Feld-Hainsimse, Kleiner Klappertopf usw. werden auf unseren Wiesen immer seltener.
Gemäß §40 BNatSchG wird es immer wichtiger Ausgleichsflächen, Wiedereinsaaten, Wildschadensflächen, Straßenrandbegrünungen, naturschutzfachliche Projekte, kommunale Flächen etc. mit gebietsheimischen Saatgut zu bedienen. In unserer Region mangelt es aber bisher an verfügbarem Wiesensaatgut für diese Anwendungen. Im Handel ist kein regionales gebietseigenes Saatgut aus dem Erzgebirge erhältlich und hierdurch ergibt sich für die Region ein hoher Handlungsbedarf.
Deshalb will der Landschaftspflegeverband mit dem Verfahren Mähdrusch/ Wiesendrusch (als geeignete Alternative zu traditionell gewonnenem Saatgut) dazu beitragen, dieses Angebot zu schaffen.
Das als Machbarkeitsstudie angelegte Projekt soll die Saatgutgewinnung mittels verschiedener Ernteverfahren im Westerzgebirge testen. Durch die jahrelange Biotoppflege von ca. 140ha über das Westerzgebirge verteilter Flächen, ist es uns als LPV möglich, eine gute und vielversprechende Flächenauswahl zu treffen und einzuschätzen ob eine Fläche für den Wiesendrusch in Frage kommt. Die Gewinnung von artenreichem, gebietseigenem Saatgut ist ein wichtiger Beitrag zur Erhaltung unserer biologischen Vielfalt. Von den Flächen wird nur ein geringer Anteil an Samen entnommen, es entstehen hierdurch keine Verluste, die den Artenreichtum der Wiese gefährden.
Das Vorhaben soll sich in 3 Teilbereiche untergliedern, die Juli 2021 bis Oktober 2022 aufeinander aufbauend bearbeitet werden können. In der ersten Phase stehen der Aufbau und die Prüfung eines geeigneten Flächenkatasters im Fokus. Die Flächen werden auf ihre Eignung (Größe, Artenvielfalt, Verfügbarkeit, Erntezeitraum, Unkräuter) geprüft und in einem GIS-System mit den wichtigsten Daten vermerkt. Darüber hinaus wird mit Kooperationspartnern wie dem Deutschen Verband für Landschaftspflege, dem Projektbüro DiverGenPlus, Landwirten, landwirtschaftlichen Dienstleistern, und der Unteren Naturschutzbehörde und ein fachlicher Austausch stattfinden.
In der zweiten Phase wird die eigentliche Beerntung der ausgewählten Grünlandbestände praktisch umgesetzt und die Gewinnung von artenreichem Saatgut getestet. Die Flächen sollen mittels Wiesendrusch-Verfahren, Einsatz erfolgt mittels eines kleinen Mähdreschers und oder einer Mäh-Samenfang-Methode, ausbürsten der Samen mit einer geeigneten Kehrbürste für den Traktor bzw. manuell mit Netz beerntet werden. Hierzu sind verschiedene technische Versuchsvorlagen anzustreben, um ein bestmögliches Ergebnis zu erhalten und einen verwendbaren Samen zu gewinnen. Das gewonnene Saatgut wird gesammelt und anschließend von den Flächen abgefahren. Die dritte Phase beschäftigt sich mit der Trocknung, (Testung verschiedener Trocknungsmethoden), Lagerung und Kennzeichnung des gewonnenen Wildsamens.
Während des gesamten Prozesses werden die einzelnen Arbeitsschritte und Ergebnisse dokumentiert, schriftlich sowie bildhaft. In einem Abschlussbericht wird entsprechend alles zusammengefasst. Ziel der Studie ist es, eine möglichst effektive Methode und Strategie zur Produktion von Saatgut im Westerzgebirge zu entwickeln. Wie es gelingen kann, diese Anwendung der Saatgutgewinnung mit Kooperationspartnern als längerfristige Idee umzusetzen.